Welt der Viren
Faszinierende Welt der Viren
Älteste Erdbewohner?
Wie lange es schon Viren auf unserer Erde gibt, kann niemand genau sagen. Indirekt nachweisen kann man lediglich, dass sie seit wohl mindestens 289 Millionen Jahren auf der Erde bestehen:
2019 fanden Forscher in einem 289 Millionen Jahre alten Waran-ähnlichen Skelett Anzeichen einer noch heute bekannten Knochenkrankheit.
Dieser als Piaget-Krankheit bezeichnete fehlerhafte Umbau von Knochengewebe beruht vermutlich sowohl auf einer genetischen Disposition in Verbindung mit einem masernähnlichen Virus.
Zentrale Rolle in der Evolution
Viren sind mit allem zellulären Leben auf der Erde verbunden – mit Bakterien, Einzellern, Pilzen, Pflanzen, Tieren.
Auch die genetische Vielfalt zellulärer Organismen dürfte hinter der viralen genetischen Vielfalt weit zurückstehen.
Ein Austausch von Genen zwischen Virus und Wirt ist ein natürlicher Vorgang und geschieht sehr häufig.
Tatsächlich ist die wechselseitige Anpassung von Viren und Abwehrstrategien ihrer Wirte ein Schlüsselaspekt in der Evolution von sowohl Viren als auch Zellen.
Virale Gene werden häufig für zelluläre Funktionen benötigt.
Viren nehmen in der gesamten Evolution des Lebens eine zentrale Rolle ein oder anders ausgedrückt: ohne Viren gäbe es uns Menschen nicht in dieser Form.
Was ist eigentlich ein Virus?
Viren sind nichts als nackte Erbsubstanz (RNA oder DNA) mit einer Eiweißhülle, manchmal noch mit einem zusätzlichen Mantel aus Zellhülle.
Ein Virus ist also im Grunde nichts weiter als ein reines Informationspaket. Es kann eine befallene Zelle so umprogrammieren, dass sie Hunderte von neuen Viren produziert und sich damit selbst tötet.
Viren können weder Proteine noch sonstige Bausteine selbst herstellen. Sie können keine Energie gewinnen und sich nicht selbst vermehren. Sie sind dringend auf ihren Wirt angewiesen. Ohne ihn können sie nichts.
Viren sind winzig klein, viel kleiner als Bakterien. Unter einem normalen Lichtmikroskop kann man sie nicht erkennen. Man benötigt dafür ein Elektronenmikroskop mit viel höherer Vergrößerung.
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Klassifikation
Viren gibt es in unvorstellbarer Anzahl – etwa zehnmal häufiger als Bakterien. Die Einteilung kann nach verschiedenen Kriterien geschehen, so z.B. nach der Art der Erbsubstanz (RNA oder DNA).
Das klassische System unterteilt Viren analog zur Taxonomie anderer Lebewesen in folgende Gruppen:
- Ordnung (…virales)
- Familie (…viridae)
- Unterfamilie (…virinae)
- Gattung (…virus)
- Art (…virus)
Datenbanken
Das National Center for Biotechnology Information (NCBI) sammelt weltweit biotechnologische Informationen. Es stellt Zugänge zu DNA-, RNA- und Proteindatenbanken zur Verfügung. Forschungslabore oder sonstige wissenschaftliche Institutionen können ihre Daten jederzeit dort einspeisen. Die Daten sind öffentlich zugänglich und werden der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt. Per Suchfunktion lassen sich dort Daten zu bestimmten Spezies (Arten) finden.
So sind dort auch DNA- oder RNA-Sequenzen einzelner Virenarten für jeden Interessierten einsehbar.
Wirte und Zoonosen
Ohne Wirt ist ein Virus hilflos. Aber ist jedes Lebewesen für jedes Virus als Wirt geeignet?
Viren und Wirte haben sich im Laufe der Evolution aneinander angepasst. Manche Viren benötigen Bakterien für ihre Vermehrung. Diese „Bakteriophagen“ können wie kleine Raumfähren aussehen. Manche haben sich auf Pflanzen spezialisiert, wieder andere auf Tiere. Manche sind bestens an Vögel angepasst, andere an Säugetiere. Es gibt welche, die Katzenzellen bevorzugen und solche, denen der Mensch am besten gefällt. Und im Menschen wiederum bestimmte Organe.
Zoonosen
Es kann vorkommen, dass eine Art von Virus, die sich eigentlich in Fledermäusen am wohlsten fühlt, auch einmal einen dahergelaufenen Menschen testet. Wenn das auch einigermaßen passt und sich das Virus an den Menschen gewöhnt und ihn als Wirt nutzt, handelt es sich um eine Zoonose.