Virus & Mensch
Virus und Mensch
Entdeckung der Viren
Schon 1883 vermutete der deutsche Forscher Adolf Mayer aufgrund seiner Beobachtungen an Tabakpflanzen, dass es ein krankmachendes Partikel geben muss, das kleiner ist als die im Mikroskop sichtbaren Bakterien.
Seitdem gab es weitere Forschungen und Hinweise auf ein sehr kleines krankmachendes Etwas, aber keine konkreten Ergebnisse.
Erst 1935 gelingt es dem Amerikaner Wendell M. Stanley, das infektiöse Partikel zu isolieren. Er benennt das Gebilde nach dem lateinischen Wort für Gift – Virus. Mit der Erfindung des Elektronenmikroskopes bestätigt sich Stanleys Beobachtung. Das Tabakmosaikvirus kann sichtbar gemacht werden. Auch weitere Viren lassen sich mit diesem hochauflösenden Mikroskop erkennen und erforschen.
Ko-Existenz
Viren und Bakterien existieren schon sehr viel länger als der Mensch.
Menschen sind eine erdgeschichtlich gesehen äußerst junge Spezies. Die ältesten Fossilienfunde von Homo sapiens stammen aus Südafrika und sind etwa 130.000 Jahre alt.
Balance zwischen Erregern und Mensch
An sein jeweiliges Umfeld – dazu gehören auch potentielle Erreger von Krankheiten – ist der Mensch bestens angepasst. Bakterien, Viren und Menschen leben meist in Balance miteinander. Das Immunsystem eines Kindes ist äußerst lernwillig. In den ersten Lebensjahren lernt es sehr viele Erreger kennen und abzuwehren. Die Abwehr spezifischer Viren oder Bakterien wird lebenslang trainiert und oft auch lebenslang im Immungedächtnis behalten.
Ewiger Kreislauf
Viren verändern sich ständig. Die einen – z.B. Erkältungsviren – verändern sich häufig, andere – z.B. Masernviren – eher selten. Sein Leben lang wird der Mensch mit immer neuen bzw. mutierten, also veränderten, Viren konfrontiert.
Steht der Mensch „gut im Immun-Training“, stellen Viren in der Regel kein Problem für die Abwehrzellen dar. Im Gegenteil: das Immunsystem wird durch die neuen Viren weiter trainiert und fit gemacht für die nächste Virengeneration.
Die Viren, zumindest die mutationsfreudigen, verändern sich ihrerseits für einen späteren, neuen Versuch – ein ewigwährendes Hin und Her.
Viren-Integration
Als 2003 die Kartierung des menschlichen Genoms zum Abschluss kam, waren die Wissenschaftler mit einer überaus verblüffenden Tatsache konfrontiert:
Etwa ein Zehntel des Erbguts des Menschen besteht aus Viren-DNA. Unser Körper ist mit den Scherben sogenannter endogener Retroviren regelrecht übersät.
Welche Rolle hat diese virale DNA in unserer Evolution gespielt? Hat sie einen Nutzen für uns? Auf diese Fragen versucht die Forschung Antworten zu finden.